Donnerstag, 20. Februar 2014

Die Tiergruppe, die den Menschen von jeher am meisten in ihren Bann gezogen hat, sind die Vögel. Dies begründet sich vermutlich dadurch, daß sie über die Eigenschaft des selbständigen Flugvermögens verfügen, eine Fähigkeit die trotz unzähliger Nachahmungsversuche für den Menschen auch in fernerer Zukunft unerreichbar sein wird. Die Nutzung des Luftraumes für die Fortbewegung führt zudem dazu, daß Vögel wie keine andere Tiergruppe bei Ortswechseln gesehen werden können, was neben den kommunikativen Lautäußerungen dieser Tiere die besondere Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen hat. Von landlebenden Tierarten unterscheiden sie sich insbesondere dadurch, daß sie zwar einen engen Bezug zu über Jahre und Generationen hinweg beibehaltenen Brut- und Nistplätzen haben, gleichzeitig bedingt durch ihre hohe Mobilität aber über Landesgrenzen und Kontinente hinweg migieren können, so daß sie in vielen Lebensräumen präsent sind zu denen sie von auf systematische Verbreitungsgrenzen bedachten Biogeographen und Habitatkartierern  gar nicht zugeordnet werden.

 
Symbolfigur des wandernden Vogels - Kranich (Grus grus) beim Nordflug über Weilmünster am 19. Februar 2014.
Vereinfachend werden Vögel gerne in Stand- und Zugvögel, Nistvögel und Nahrungsgäste unterteilt. Doch schon die Betrachtung des Stares (Sturnus vulgaris) als große Schwärme bildenden Wandervogels, der in den Herbstmonaten nach Süden zieht und im Frühjahr zurückkehrt, zeigt, wie relativ diese Zuordnung ist, denn Stare sind auch in der zwischen Herbst und Frühling liegenden Jahreszeit im betrachteten Lebensraum zu beobachten. Dies erklärt sich durch unterschiedliche innerartliche Verhaltensweisen von Brutvogelpopulationen eines Lebensraumes, durch den Zuzug von Staren aus den Britischen Inseln, Skandinavien oder dem Baltikum in den Monaten November bis Februar oder die zunehmenden Klimaänderung und Abschwächung der früheren jahreszeitlichen Kälteperioden.
Winterstare (Sturnus vulgaris) am 19. Februar 2014 zwischen Weilmünster und Lützendorf

Für den Menschen bilden das Nest bzw. Brutplatz und der Futterplatz der Vögel die Hauptbezugspunkte zu den jeweils betrachteten Vogelarten. Am Nistplatz baut ein Vogel-Brutpaar ein gemeinsames Nest  und legt dort nach Balz und Vermehrungsritual die Eier ab, brütet diese aus und zieht die Jungvögel auf, bis diese flügge, das heißt selbständig flugfähig sind. Beobachtungen dieses Entwicklungsabschnittes und die dabei gesehenen besonderen Verhaltensweisen der jeweiligen Vogelarten werden von Menschen gerne als Metaphern für eigene Paarbeziehungen nachgelebt oder als Vorbild verwendet. So sind zum Beispiel aus der Frage, wer das Nest baut und ob sich das Männchen an der Brutpflege aktiv beteiligt oder nicht weltweit gültige, emanzipatorische oder gesellschaftspolitische Strategien entwickelt und bisweilen auch verteidigt worden.

Der Futterplatz von Vögeln hingegen stand in der Vergangenheit für den Menschen eher in dem Bezug im Vordergrund, daß entweder eine Nahrungskonkurrenz zur Vogelart bestand, die insbesondere bei fischenden oder sich von Saat- und Erntegut ernährenden Vogelarten gesehen wurde, oder daß Vögel dort zu Jagdzwecken angelockt wurden um sie zu fangen und zu essen. Durch den Schutz der Wildvögel und die massive Zucht von Speisevögeln hat sich diese Bedeutung heute relativiert, so daß künstlich angelegte Vogelfutterplätze nur noch dazu dienen, Singvögel in die Nähe von Wohnhäusern zu locken. 

Ein besonders grausames Beispiel bildet in diesem Zusammenhang die historische Zubereitung von Drosseln als Speise in Notzeiten bei Nahrungsmittelknappheit, die sogar am Beispiel der Wacholderdrossel Eingang in die Malerei gefunden hat, wie das Stilleben "Krammetsvögel und Maronen" von Georg Flegel belegt - wobei an dieser Stelle auf die Wiedergabe des Rezeptes verzichtet werden soll. Ein im Gegensatz dazu besonders eindrucksvolles Beispiel des Zusammenwirkens von Mensch und Vogel bei der Nahrungssuche stellt dagegen die Kunst der chinesischen Fischer des Li-Flusses dar, dressierte Kormorane zum Fischfang einzusetzen, wie im hier verlinkten YouTube Filmbeitrag anschaulich dargestellt und erläutert.

Beide Vogelarten sind glücklicherweise heute wieder im hiesigen Lebensraum präsent, nachdem sie durch menschliche Nachstellungen in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland als praktisch ausgerottet galten.



Kormoran (Phalacrocorax carbo) am Weilufer bei Weilmünster am 19. Februar 2014



Wacholderdrossel (Turdus pilaris) zwischen Lützendorf und Weilmünster am 19. Februar 2014

Wandernde Großvögel, die sich in den letzten Jahren im Weiltal bzw. im Naturraum Weilmünster mehr oder weniger regelmäßig zumindestens vorübergehend zur Nahrungs- und Nistplatzsuche niedergelassen haben sind sind Schwarz- und Weißstorch sowie Silber- und Graureiher. Fertiggestellte Nestbauten und Bruten sind allerdings bisher nicht registriert. Am regelmäßigsten halten sich Graureiher im Weiltal auf, die vermutlich zur Limburger Reiherkolonie gehören. Auch der Silberreiher zeigt regelmäßig Ansätze zur Niederlassung in geeigneten Feuchtgebieten, doch sind diese Tiere sehr störungsempfindlich und die Weilmünsterer Sumpf- und Röhrichtflächen bisher zu klein dimensioniert oder zu sehr von Spaziergängern frequentiert, so daß erfolgreicher Nestbau und Brut bisher nicht möglich war.




Graureiher (Ardea cinerea), auch Fischreiher genannt, in den Weilmünsterer Weilauewiesen am 19. Februar 2014


Silberreiher (Ardea alba, frühere Benennung: Casmerodius albus) in den Weilauewiesen am 2. Mai 2013



Schwarzstorch (Ciconia nigra) in den Bleidenbach-Auwiesen am Flachsberg bei Laubuseschbach am 8. August 2011




Von den sogenannten Greif- oder Raubvögeln sind insbesondere Mäusebussard, Milane und Falken als Brutvögel präsent. An dieser Stelle sei auf die seltenen Beobachtungen des Habichts durch CID hingewiesen, ohne daraus jetzt schon Schlußfolgerungen für eventuelle Bestandsentwicklungen dieser Greifvogelart ziehen zu wollen. Wandernde Milane in Schwärmen bestehend aus dutzenden von Tieren sind unmittelbar nach dem Abernten von Getreidefeldern bei der Gruppenjagd nach dann dort frei sichtbar und in großer Zahl ungedeckt herumlaufenenden Mäusen beobachtet worden. Für die Nachtvögel Eulen und Käuze existieren hier aus den letzten 12 Jahren nur die Einzelbeobachtung einer Uhu-Brut und wenige Ruf-Registrierungen in siedlungsferneren Wäldern. Letzter Vogelarten sollen in den nächsten Jahren eingehender betrachtet werden, wobei das CID Institut auf die Kenntnis von ortsansässigen Avifaunisten angewiesen sein wird. Durch die in Mode gekommene Zucht und Haltung von Raubvögeln in Greifvogelwarten für Schauausstellungen und Jagden kommt es bisweilen auch zu Einzelbeobachtungen von frei herumfliegenden Adlern, die nicht zu ihren Haltern zurückehrten.




Mäusebussard (Buteo buteo) bei Weilmünster am 18. Februar 2014



Der bisher zusammengetragene Bestand des naturkundlichen digitalfotografischen Bildarchives von Foto CID erlaubt zur Zeit nur in geringem Umfang zusammenfassende Darstellungen der Weilmünsterer Vogelwelt. Erster Schritt in Richtung auf eine systematischere Ergebnispräsentation im Rahmen der Publikationsreihe "Die Natur des Weiltales" des Unabhängigen CID Internet Verlages sind die nachfolgenden Bildserien "Wintervögel 2013-2014" und "Bemerkenswerte fotografische Vogelbeobachtungen auf Fotoexkursionen des CID-Institutes 2002-2014".   

In Bezug auf die Fotoserie WINTERVÖGEL ist anzumerken, daß diese Zusammenstellung zuerst experimentellen Charakter hat. Prinzipiell handelt es sich beim Aufbau dieser "Bilddatenbank" um den Versuch zu klären, ob mittels moderner digitalfotografischer Distanzfotografie eine weitgehend vollständige Erfassung UND Bestimmung der Vogelarten eines Gebietes zur Erstellung eines Fotokataloges möglich ist. Es liegt in der Natur der Sache, daß die komplette Inventarisierung der Vogelarten Weilmünsters, seiner Ortsteile, Naturlandschaften, Agrarflächen und Wälder innerhalb eines Vierteljahres nicht zu leisten ist. Das Zustandekommen zur Arterkennung und Bestimmung geeigneter Telefotografien ist von entsprechenden Lichtverhältnissen abhängig (Sonnenschein), der in den Monaten November bis März bisher noch relativ selten ist. Dies hat unter anderem auch zur Folge, daß die erste Fassung der Fotopräsentation auch Abbildungen beinhaltet, die zwar die Artbestimmung des beobachteten und fotografierten Vogels erlauben und damit zum Nachweis seiner Anwesenheit dienen, die den fotografischen Ansprüchen an Bildqualität und Perfektion aber nicht unbedingt genügen. 

CID Institut wünscht den Lesern dieser Publikation der Schriftenreihe Natur des Weiltales trotzdem viel Freude und nimmt weitere Beiträge und Anregungen, insbesondere Vorschläge für Fotoexkursionsplanungen per Email (cidinvestigacion@gmail.com) gerne entgegen. 







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